Freiburg, den 11. Dezember 2009 Pressemitteilung Ölunfall in
Fessenheim Öl hat Grundwasser
erreicht Entgegen bisheriger Meldungen
hat der Ende Oktober bekannt gewordene Dieselölunfall im Atomkraftwerk
Fessenheim doch zu Verunreinigungen des Grundwassers geführt. Dies teilte das
Umweltministerium Baden-Württemberg auf Anfrage der Landtagsabgeordneten
Bärbl Mielich, Bündnis 90 / Die Grünen, mit. Bei Bohrungen sei im
Umfeld von etwa 30 Metern um den Betonkanal, in dem die lecke Rohrleitung
verläuft, eine zwei Zentimeter dicke Ölschicht auf dem Grundwasser
festgestellt worden, teilte das Umweltministerium mit. "Offensichtlich ist
aber noch nicht einmal genau geklärt wo das Dieselöl ausgetreten ist",
stellt Bärbl Mielich besorgt fest. Sicher sei wohl lediglich, dass es sich um
eine Kraftstoffleitung handle, die Notstromdieselaggregate im Block II des
Atomkraftwerks mit Kraftstoff versorgt. "Aus dem Antwortschreiben geht
hervor, dass offenbar noch nicht einmal eindeutig geklärt ist, ob das Öl an
einer oder an mehreren undichten Stellen ausgetreten ist", erklärt Bärbl
Mielich. "Unklar bleibt auch, ob die defekte Leitung mittlerweile
repariert oder stillgelegt ist und wie die Treibstoffversorgung der
Notstromaggregate im Falle eines Ausfalls der Treibstoffleitung, z. B. bei
einem Totalabriss, gesichert
ist". Auch wenn die Notstromsysteme redundant ausgelegt seien, sei die
Sicherung der Kraftstoffversorgung ein wichtiger Faktor. Die Rohrleitungen
verlaufen in einem betonierten Kanal, der an seiner tiefsten Stelle
betonierte Auffanggruben aufweist. Ein korrosionsbedingtes Leck wurde auf
Höhe einer dieser Gruben festgestellt. Dabei war die Rohrleitung erst im
September einer vorgeschriebenen Prüfung unterzogen worden, ohne dass die
Korrosion festgestellt worden war. Der Betreiber gehe davon aus, dass der
Dieselkraftstoff durch den Beton der beiden Auffanggruben ins Erdreich
gesickert sei. Die französische nukleare Sicherheitsbehörde ASN sehe aber
zudem die Möglichkeit, dass der Dieselkraftstoff aus einer PVC-Leitung, die
die beiden Gruben verbindet, in den Untergrund ausgetreten sein könnte. Etwa
20 m³ Dieselöl sollen ausgetreten sein. Wobei aufgrund der visuellen Ablesung
eine Ungenauigkeit von einigen Kubikmetern bestehe, so
die Auskunft des Umweltministeriums. 7m³ konnten aus dem Betonkanal zurück
gewonnen werden, so dass davon ausgegangen werden muss, dass mindestens 13 m³
Dieselöl in den Untergrund gelangt sind. "Dieser
Zwischenfall steht wieder einmal exemplarisch für den Zustand des
Atomkraftwerks Fessenheim", stellt Bärbl Mielich bestürzt fest. "Es
ist offenbar noch nicht einmal bekannt, wo und wie viele undichte Stellen
sich in den Treibstoffleitungen befinden. Auffangbecken sind zwar vorhanden,
aber nicht dicht, so dass das aufgefangene Dieselöl trotzdem in den
Untergrund entweichen kann. Dass die Leitungen korrodierten war nicht
bekannt, obwohl die Rohrleitungen erst im September einer vorgeschriebenen
Überprüfung unterzogen waren. Wenn es im nuklearen Teil der Anlage genau so
aussieht, wovon man leider ausgehen muss, dann laufen mir kalte Schauer über
den Rücken", so Bärbl Mielich. Das Vertrauen
in die 10-Jahresrevision sinke nach diesem Vorfall noch einmal erheblich.
"Es zeigt einmal mehr, wie unsicher das uralte AKW Fessenheim ist. Es am
Netz zu lassen ist im höchsten Maße unverantwortlich". |